Montag, 6. Juni 2011

Das Wetter: Ein Dinosaurier in der Verbraucherarbeit


Die ganze Welt wird moderner, jeder twittert und jede Klopapierrolle hat ihre eigene Facebookseite. EinTrend, dem ich von ganzem Herzen begrüße. So kann ich mich endlich in Ruhe darüber informieren, was meine Freunde so treiben, ohne sie anrufen zu müssen oder - noch schlimmer - in vollen Restaurants bei schlechtem Wein anzuhören, welche Großtaten die Freundes-Kinder so zustande bringen (Bäuerchen, Schultheater-Aufführung, Juraexamen). Ich kann einfach zu Hause in älterer aber bequemer Kleidung vor dem Rechner sitzen und durch mein kleines Fensterchen die Welt beobachten. Und ich kann viele, viele Freunde haben, darunter Leute, die mich um nichts in der Welt persönlich treffen wollen, aber hey, das hier ist online, das ist modern, da wollen wir mal nicht so sein.

Wenn bloss alle mitmachen würden! Je moderner, kundenfreundlicher und crowdgesourceter die Welt wird, umso schmerzhafter stehen alte Institutionen hervor, die überhaupt nicht daran denken, ihre Macht mit dem Verbraucher oder mit der Community zu teilen. An erster Stelle nenne ich hier das Wetter. Das Wetter ist ein totaler Dinosaurier, es macht, was es will. Vergleich höchstens mit der deutschen Bahn oder der katholischen Kirche. Heute zum Beispiel ist Gewitter angesagt. Damit geht es schon los. Das Wetter fragt der Verbraucher erst gar nicht, ob er Gewitter wünscht, ob es ein Bedürfnis nach Gewitter gibt und ob der Verbraucher vielleicht bereit sein könnte, für ein naturbelassenes Bio-Gewitter an der Ladenkasse etwas mehr zu bezahlen.

Nein, das Wetter kündigt seine Pläne einfach in dürren Pressemitteilungen an. Selbst die Wetterberichte kommen von Third Party Anbietern. Wenn ein Wetter angekündigt ist, hat der Verbraucher zwei Möglichkeiten. Entweder er erklärt sich einverstanden oder er verlässt die Gegend, mit deren Wetter er nicht einverstanden ist. Dieser Mangel an Kundenorientierung hat Konzerne wie Karstadt und Microsoft an den Rad des Abgrunds getrieben.

Was abend noch schlimmer ist: Das Wetter hält sich selten an die eigenen Vorhersagen. Ein Unwetter kommt einfach nicht, ein Regen fällt wegen technischer Probleme komplett aus und gelöste Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit nicht bis zum nächsten Regen. Hey Wetter, so geht das nicht! Wetter, wir müssen reden! Es wird Zeit, dass Du Dich vernetzt und einen Blog betreibst. Und dann ist eine PR Strategie vonnöten, in der es darum geht, sich mit Verbraucherwünschen auseinanderzusetzen, die der eigenen Strategie widersprechen. Denn glaube mir, ich bin nicht allein. Wir sind viele. Und wir haben die Macht. Wenn der Verbraucher seine Stärke erkennt, wird auch das Wetter nicht mehr so weitermachen können wie bisher!

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