Samstag, 21. November 2009

Kleiner Urlaub unter Männern

Sonne und Strand sind was Schönes, aber mich interessiert an fremden Ländern am meisten, wie die Leute dort leben. Meine Lieblingsbeschäftigung ist, in einer Stadt wie Paris, Warschau oder Palma de Mallorca im Café zu sitzen und in die Fremde einzutauchen. Das tue ich gerade, allerdings in Hamburg Harburg.
Im Café eines Supermarkts sitzen lauter alte Männer in Grüppchen und unterhalten sich lautstark. Man trägt Hemd und Pullover, hin und wieder auch Anzug und Krawatte, und in fast jedem Falle Schnauzbart. Man liest die Zeitung und diskutiert. Mir kommt gerade der Gedanke, es könnte um Stierkampf-Ergebnisse gehen. Das ist natürlich Quatsch, denn Spanier sind wohl gar nicht dabei. Ich kann ein paar der Männer anhand der Zeitungen auf ihren Tischen ihren Heimatländern zuordnen: Bosnier, Serben, Türken. Hier in Harburg macht der Balkan einen friedlichen Eindruck. Das ist ja das Gute an alten Männern, sie fallen manchmal nicht ganz
so leicht auf Feindbilder herein wie die jungen. Manchmal!

Was ich auch noch denke: Diese Männer sehen aus wie Männer. Kaum einer ist schön oder attraktiv, aber sie sind eindeutig männlich. Die deutschen Exemplare um die 50 wirken mit ihren Fönwellen und in Seglerkleidung dagegen eher wie Haustiere ihrer Ehefrauen. Kann es sein, dass dieses Kaffeetrinken und Schwatzen etwas ist, das Männer brauchen? Es geht nicht um Alkohol und schon gar nicht um Feiern. Man unterhält sich unter Männern, weil man sich unter Männern am besten unterhalten kann. Und wenn man will, schweigt man so lange wie man schweigen will. Eine Männeridylle also?

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